Ein neues Fach in der Oberstufe
Die Philosophie dient der Ergründung menschlichen Daseins in all seinen Facetten. So stellt die Biologie als Wissenschaft zwar die Welt des Lebendigen dar, kann aber nicht darüber verhandeln, ob und wann lebendige Organismen getötet werden dürfen. Die Rechtswissenschaft erlaubt es uns zu untersuchen und festzulegen, was im Einklang mit dem Gesetz geschieht, sie bestimmt jedoch nicht was und wie etwas Eingang in das Gesetzbuch findet. Sie versagt also an der Frage, was “Recht und Unrecht”, was “Gerechtigkeit”, was “gut und böse” ist. Die Naturwissenschaften können zwar Naturgesetze ausdrücken, stoßen aber mit der Frage an ihre Grenzen, ob Natur überhaupt gesetzmäßig ist und inwiefern die individuell erlebte Wirklichkeit tatsächlich existiert.
Der Moment in dem das Altbekannte, das Gegebene und Alltägliche hinterfragt wird, ist die Geburtsstunde der Philosophie. Philosophische Fragestellungen stützen sich dabei – anders als religiöse Welt- und Werteanschauungen – allein auf die Vernunft, d.h. auf rationale Argumentationen. Sie bedürfen daher keinerlei weiterer Voraussetzungen (wie z.B. den Glauben an eine spezifische zugrundeliegende Lehre).